FM-Synthese (4)

von | MĂ€rz 29, 2022 | FM Synthese, ReaktorAdvanced, Xtra

Das Große Finale 1: Wie wĂ€re das, wenn wir die Optionen des Carriers und des Modulators einfach ein Objekt vereinen, dieses (in Anlehnung an den legendĂ€ren DX7) „Operator“ nennen und dann dafĂŒr sorgen, dass sich alle vorhandenen Operatoren gegenseitig modulieren können? Das wird jetzt ein wenig komplexer …

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Xtra …

… das Icon dieser Lektion trĂ€gt einen orange-roten „Xtra“-Button. Das bedeutet, dass der Inhalt dieser Lektion ĂŒber den eigentlichen Inhalt des Tutorial-Themas (hier: FM-Synthese) hinaus geht und zeigt, wie man das Gelernte anwenden kann.

Hier kommen Schaltungen zum Einsatz, die nicht zum Thema gehören und/oder in einem anderen Tutorial besprochen wurden (bzw. noch werden). Man kann diese Lektion aber trotzdem gewinnbringend lesen die Downloads im Reaktor verwenden und gerne auseinandernehmen, um deren Inhalte zu erforschen. Ihr wisst ja: bei Fragen einfach melden.

[01]

Um was wird es gehen?

Da am Ende jeder Teil-Lektion ein fertig spielbarer FM-Synthesizer stehen wird, wird es auch nach jeder Teil-Lektion einen Downloadbereich geben (das war bisher immer erst am Ende aller Teile der Fall).

Auch hier gilt: Die verwendeten Design-Elemente stammen von UI MOTHER (hier speziell das soft malachite kit). Wenn ihr schöne GUI-Elemente sucht und nicht die KapazitĂ€ten fĂŒr die wirklich zeitraubenden Designs habt, dann seid ihr bei UI MOTHER gut aufgehoben. Die Preise sind fair und der Service freundlich und schnell.

  • Ausgangspunkt der Überlgung ist folgender: Bei den bisherigen Modellen hatten wir immer eine Kombination aus TrĂ€ger und Modulator. WĂŒrde man die Anzahl der Klangerzeuger erweitern wollen, hĂ€tte man folglicherweise weitere Kombinationen aus TrĂ€gern und Modulatoren.
  • TrĂ€ger und Modulator sind aber bis auf einen einzigen Punkt identisch: Die Frequenz des Modulators kann explizit eingestellt werden, die des TrĂ€gers wird vom Modulator bestimmt.
  • Was wĂ€re, wenn man aus den zwei Elementen eines macht (nennen wir es der Einfachheit halber „Operator“), das beide FĂ€higkeiten erbt: Die explizite Reglung der Frequenz und die Modulation durch einen (oder viele) weitere(n) Operator(en)?

Wer nun (nicht zuletzt durch den Begriff) „Operator“ an den legendĂ€ren Yamaha DX7 oder oder den FM8 von Native Instruments denkt, ist auf der richtigen Spur! Unser FM-C wird dem DX7 voraus haben, dass es keine festgelegte Anzahl an Verschaltungen gibt. Mit der KomplexitĂ€t und LeistungsfĂ€higkeit des FM8 werden wir andererseits nicht mithalten können – aber der spielt softwaretechnisch auch in einer ganz anderen Liga…

Dem dritten Bild im untenstehenden Slider könnt ihr entnehmen, wie das ganze funktionieren soll:

  • Die Nummerierten Blöcke (z. B. 1 [grĂŒn]) stellen jeweils einen Operator dar. ZusĂ€tzlich zur HĂŒllkurve, bekommt jeder Operator noch einen schicken Filter zu seite gestellt.
  • Jeder Operator hat nun soviele ModulationseingĂ€nge wie es weitere Operatoren gibt, einen Modulationseingang fĂŒr sich selbst (Feedback) und zu guter letzt einen fĂŒr die Frequenz (damit hatte ja alles begonnen).
  • Schließlich kann jeder Operator durch jeden anderen Operator, durch sich selbst und durch eine Frequenz moduliert werden.
  • Jeder dieser ModulationseingĂ€nge wird durch einen LFO mit HĂŒllkurve beeinflusst.

Nicht im Bild: die AusgÀnge der Operatoren durchlaufen eine LautstÀrke- und Panormaregelung und danach verschiedene Effekte, deren Funktionsweise ich in spÀteren Tutorials erklÀren werde

Das gezeigte Beispiel ist auf 3 Operatoren limitiert. der FM-C soll derer 8 StĂŒck bekommen!

Aus PlatzgrĂŒnden sind die folgenden vorher/nachher-Bilder als Slider ausgefĂŒhrt. Wenn ihr mit der Maus auf den Slider fahrt, bleibt die Animation stehen und ihr könnt die einzelnen Bilder wie gewohnt vergrĂ¶ĂŸern.

Abb. 1: Evolution FM-A > FM-B > FM-C

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This is
important!

Bevor …

… wir loslegen, muss ich noch etwas zum Umfang dieses Tutorials loswerden. Der FM-C ist ein sehr komplexes Instrument geworden, weil er – ausser den Oszillatoren – auch jede Menge Beiwerk enthĂ€lt, das einer komfortablen Bedienung und einem vielfĂ€ltig bearbeitbaren Ergebnis geschuldet ist. Wir befinden uns hier ja in der Abteilung „Advanced“, da kann so etwas schon mal passieren. Vieles erklĂ€rt sich aber auch, wenn den Download auseinander nehmt und die Signalwege im Detail verfolgt.

Damit der Einstieg in die Operator-Variante nicht zu verwirrend wird, werden wir einen Zwischenschritt einlegen. Dazu habe ich fĂŒr euch den Kern der Idee in Form von nur drei Oszillatorn, ohne jeden Schnickschnack aufgebaut. Das solltet ihr euch vor Augen halten, wenn spĂ€ter aus einem simplen Drehknopf plötzlich mehrere ineinander verschachtelte Macros mit allerlei Ein-, AusgĂ€ngen, LĂ€mpchen und Zeichen werden. Dahinter steckt dann immer nur dieses simple Beispiels. Diesen einfachen Mini-FM-Synth gibt es am Ende dieses Tutorials zum Download.

Das hier, ist unser „Minimal-Operator“. Ein Sinus-FM-Oszillator, eine HĂŒllkurve und ein Low-Pass-Filter. Der NotePitch-Eingang ist um 4 Oktaven transponierbar.
Das, was ihn von den bisherigen Kollegen „Carrier“ und Modulator“ unterschiedet, ist der F-Eingang, der hier aus 4 Quellen gespeist wird, die in einem Add-Modul zusammenlaufen:

  • An erster Stelle liegt der Ausgang des Operators (Filter-Out) an. Diesen habe ich farblich markiert, weil die Verbindung sonst schlecht zu erkennen ist.
  • Darunter liegt der Eingang des Frequenz-Reglers (kennt ihr aus dem FM-A) an.
  • Und schließelich die EingĂ€nge fĂŒr die anderen Operatoren. Je mehr Operatoren im Spiel sind, desto mehr EingĂ€nge sind an dieser Stelle nötig.

Um mehr wird es im Kern nie gehen! Behaltet das bitte im Hinterkopf. Der FM-C wird lediglich pro Operator mehrere Oszillatoren, eine LeistungsfĂ€higere HĂŒllkurve, einen genialen Filter und eine sehr komfortabel zu bedienende Modulations-Matrix (der F-Eingang des Operators) besitzen.

Abb. 2: Des Pudels Kern

Und hier die drei Operatoren im verschalteten Zustand. Den Ausgang von Operator 2 habe ich farblich hervorgehoben, damit ihr sehen könnt, an welchen Stellen er an den ModulationseingĂ€ngen von Operator 1 und Operator 3 andockt. Eigentlich ist es ganz einfach 😉

Abb. 2: Des Pudels Kerne

[02]

Wir fusionieren

Aus „Modulator“ und „Carrier“ wird „Operator“.Einiges wird euch bekannt vorkommen:

  • Es gibt weiterhin ein Oszillator-Macro [1]
  • ebenso ein Macro fĂŒr die HĂŒllkurve [2]
  • und fĂŒr die Manipulation der NotePitch (oktavieren, transponieren, tunen, Pitchbend…) [3].
  • Das Mirror-Modul ist nun in dem Macro „FOLD“ untergebracht [4], …
  • der Saturator ebenfalls in einem Macro gleichen Namens [5].
  • Auch das Scope-Modul fĂŒr die Anzeige der Wellenform ist noch da [6].

Auf diese Module werde ich hier nicht nÀher eingehen, da ihr sie ja schon vom FM-B kennt.

Ein paar Anbauten sind neu:

  • Die grĂ¶ĂŸte und komplexeste Neuerung ist das MOD-Macro, in dem alle Modulationsquellen zusammenlaufen [A]. Es ersetzt das bisherige FREQ-Macro des Modulators, den IN des F-Einganges am OSC-Macro des Carriers – und noch so einiges mehr.
  • Ebenfalls neu ist, dass die ursprĂŒnglich fĂŒr alle Operatoren gemeinsam geplante Glide-Schaltung [B] nun fĂŒr jeden Operator zur VerfĂŒgung steht. Da aus klangtechnischen GrĂŒnden ein sauberer Glide-Effekt nur monophon machbar ist, bietet die Unterbringung im Operator den Vorteil, dass nur der betreffende Operator monophon wird, alle anderen aber weiterhin polyphon gespielt werden können.
  • Das RANGE-Macro [C] ermöglicht das Begrenzen des Operators auf einen bestimmten Bereich der Tastatur. Damit lassen sich Split-Sounds mit sovielen Bereichen erstellen, wie Operatoren zur VerfĂŒgung stehen.
  • Das LATENCY-Macro [D] erlaubt einen verzögerten Start der Tonausgabe in Millisekunden oder Notenwerten (in AbhĂ€ngigkeit der BPM des Hostsystems).
  • Und schließlich erhĂ€lt jeder Operator einen eigenen Filter [E], der Low-, Band-, High-Pass und Notchfilter mit unterschiedlichen Flankensteilheiten beherrscht und modulierbar ist.

 

Jeder Operator verfĂŒgt ĂŒber zwei AusgĂ€nge: Der eine lĂ€uft ĂŒber einen Selector, mit dessen Hilfe das Signal stummgeschaltet werden kann, Gleichzeitig liegt das Signal aber auch an einem Out Namens „MOD“ (rechts unten) an, damit der Operator auch im stummgeschalteten Modus weiterhin als Modulator fĂŒr andere Operatoren genutzt werden kann!

Abb. 2: Fusion

Alle markierten AusgĂ€nge dieses Operator-Macros dienen nur dem Interface und sind fĂŒr die Tonerzeugung völlig irrelevant. Wenn ihr also nicht den selben Aufwand treiben wollt wie ich, könnt ihr auf diese Module verzichten. (Diesen Hinweis werdet ihr nun öfter lesen).

Abb. 3: ÜberflĂŒssiges

[03]

MOD-Macro

Das vermutlich am komplizierstesten aussehende Macro. Trotzdem beherbergt es lediglich die Elemente des F-Eingangs, die wir in vereinfachter Form in [02] besprochen haben. Deshalb vorab: alle abgedunkelten Elemente könnt ihr erst einmal ignorieren. Sie dienen lediglich der Darstellung im Interface.
FĂŒr uns interessant sind also nur die 9 Macros in der Mitte („MOD F“ und „MOD S1“ – „MOD 08“):

  • MOD F enthĂ€lt die aus dem FM-B bekannte Steuerung fĂŒr die Frequenz
  • MOD S1 – MOD 08 enthalten die EingĂ€nge der anderen Operatoren. Das „S“ markiert den Operator, der sich selbst moduliert (in dem Fall Operator 1).
  • FM-C stellt fĂŒr jeden Modulator-Eingang einen LFO mit HĂŒllkurve bereit. Aus PlatzgrĂŒnden befinden sich diese in einem Stacked Macro. Den Aufbau dieser LFOs kennt ihr ebenfalls aus dem FM-B. Neu hinzugekommen sind lediglich zwei Wellenformen und die Möglichkeit einer Startverzögerung.

 

Wer aufgepasst hat, fragt sich jetzt evtl. warum in dem vereinfachten Beispiel die Eingangssignale multipliziert wurden, hier aber nicht. Die Operatoren im FM-C liefern ein weitaus potenteres Signal als ihre Kollegen in dem vereinfachten Beispiel (mehr Wellenformen, Mirror, Saturator, komplexerer Filter, ect.). Deshalb reicht es hier, das Signal ĂŒber ein Mixer-Modul zusammen zu fĂŒhren.

Abb. 3: MOD-Macro

Und um das Geheimnis der vielen „Interface-Objekte“ zu lĂŒften:

  • Die mit (1) markierten AusgĂ€nge mĂŒnden zwei Ebenen höher in ein Macro, das den Betriebszustand aller Operatoren darstellt. So kann man z. B., wĂ€hrend man mit Operator 1 zugange ist, den Status der Operatoren 2 – 8 einsehen, ohne diese extra einblenden zu mĂŒssen. Ein Hauch von Luxus!
  • Das mit (2) markierte Macro zeigt mit leuchtenden Linien an, welcher Modulator-Eingang auf den Operator einwirkt.
  • Das mit (3) markierte Macro zeigt die AktivitĂ€t der jeweiligen LFOs an.

Abb. 4: MOD-Interface

[04]

GLIDE-Macro

Das Glide-Macro basiert weitestgehend auf dem Beispiel aus meiner Reaktor-Library. In jenem Library-Tutorial kam das Problem zur Sprache, dass Reaktor die vorhandenen Stimmen dynamisch zuordnet. Wie muss man sich das vorstellen?
Angenommen, unser Klangerzeuger ist 4-stimmig und ihr wechselt bei aktiviertem Glide-Macro von einem 4-stimmigen Akkord zu einem anderen; optimaler weise wĂŒrdet ihr erwarten, dass Reaktor z. B. die NotePitch der obersten Note des ersten Akkordes zur NotePitch er obersten Note des zweiten Akkordes „gliden“ lĂ€sst. Das kann passieren – muss aber nicht. Und genau das ist das Problem. Im Library-Tutorial haben wir derartige Abweichungen eingegrenzt, in dem wir die „Voice Allocation“ auf „Nearest“ gesetzt haben. Eine Garantie ist das aber letztendlich auch nicht. Aus diesem Grund habe ich mich hier entschieden, die Operatoren im „Glide-Modus“ monophon zu schalten. Da das (wie bereits erwĂ€hnt) pro Operator geschieht, habt ihr trotzdem die Möglichkeit, die anderen Operatoren weiterhin polyphon zu spielen.
Und da das RANGE-Macro (aus mir noch unbekannten GrĂŒnden – vielleicht habt ihr je eine Idee) im Glide-Mode die Tönhöhen auszuwĂŒrfeln scheint, muss dieses bei aktiviertem Glide aus dem Signalweg genommen werden. Das ist der Grund dafĂŒr, dass GLIDE und RANGE an einem Selector hĂ€ngen und der „GLIDE“-Button darĂŒber entscheidet, ob die NotePitch direkt aus dem GLIDE-Macro oder aus dem RANGE-Macro kommen darf.

Abb. 5: Glide-Macro

[05]

Die Drei aus der Reaktor-Library

Die drei folgenden Module findet ihr in den Macros „ENV“, „FILTER“ und „RANGE“. Alle drei stammen aus der Reaktor-eigenen Library und wurden dem Design des FM-C angepasst. Pardon: Frequenz und Resonanz des Filters haben noch einen LFO erhalten.
Die Keyboard-Grafik des Note-Rangemoduls habe ich aus zwei GrĂŒnden enfernt: Zum einen war nicht genug Platz vorhanden, zum anderen scheitert die nette Animation am monophonen Modus des Glides-Moduls.
Ich hatte es bereits erwĂ€hnt: Wenn ihr den Aufwand mit dem Userinterface nicht treiben wollt, könnt ihr diese drei Module auch direkt 1:1 ĂŒbernehmen.

Abb. 6: Die drei aus der Reaktor-Library

[06]

Latency

Dieses Modul sorgt dafĂŒr, dass jeder Operator um eine bestimmte Zeit verzögert werden kann. Das geschieht entweder in Millisekunden oder in NotenlĂ€ngen. Letztere stehen im direkten VerhĂ€ltnis zur BPM-Einstellung – entweder der des Reaktor, oder der der DAW, in der ihr den Reaktor laufen lasst.

Im Kern ist dieses Modul das HerzstĂŒck eines Delay-Effektes, der um die Feedback-Schleife erleichtert wurde. Diesen Delay-Effekt findet ihr in der EFX-Abteilung dieses Synthesizers und (so bald es die Zeit erlaubt) auch in einem Advanced-Tutorial. Die sehr rudimentĂ€re AusfĂŒhrung haben wir ja bereits im Basic-Synth kennengelernt…

Abb. 7: Latency

[07]

Downloads

g

Mini-FM-Synth

.ens-Datei, (Zip-File, 7kB)

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Bernd Scheurer
Mainstraße 2
64390 Erzhausen
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