Library: Sub-Oszillator – ohne Oszillator

von | Mrz 12, 2023 | Reaktor, ReaktorLibrary

Gut klingende Sub-Oszillatoren benötigen Rechenleistung. Es sei denn, man verzichtet auf Oszillatoren. Klingt komisch, ist aber so. Und so wird es gemacht…

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Um was wird es gehen?

Sub-Oszillatoren dienen üblicherweise dazu, den Klang „anzudicken“, in dem sie Frequenzen, eine Oktave unter dem Haupt-Oszillator beisteuern. Klassischerweise handelt es sich bei Sub-Oszillatoren um Pulswellen. bei modernen digitalen Synthesizern können diese aber auch komplexer ausfallen.
Die Beschränkung auf eine Pulswelle hat durchaus Nachteile: liefert der Haupt-Oszillator „nur“ eine Sinus- oder Dreieck-Welle, wird sie von der Pulswelle des Sub-Oszillators schnell „überfahren“. Erzeugt der Haupt-Oszillator einen Mix aus vielen obertonreichen Wellenformen, ist die Sub-Oszillator evtl. überfordert.

Meine persönliche Meinung: Grundsätzlich wäre es gut, würde der Sub-Oszillator die selben Wellenformen liefern, die der Haupt-Oszillator – nur eben eine Oktave tiefer.

Das würde in der Praxis aber bedeuten, dass alle Wellenformen des Haupt-Oszillators auch für den Sub-Oszillator zur Verfügung stehen müssten. Das kann schnell zu einer hohen CPU-Auslastung führen. Zumal die Sub-Oszillatoren parallel im selben Verhältnis gemischt werden sollten, die die Haupt-Oszillatoren, damit dem „Sub-Sound“ den identischen Charakter hat. Die gute Nachricht ist aber, dass man einen solchen komplexen und perfekt angepassten Sub-Oszillator ganz ohne Oszillatoren bauen kann.
Zuvor bauen wir aber Haupt- und Sub-Oszillatoren ganz klassisch auf, um das Problem sichtbar zu machen und die folgende Lösung besser verstehen zu können:

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Wie immer: die Spielwiese

Zu Beginn bedarf es wieder eine Spielwiese, auf der wir unserer Experimente durchführen können:

Abb. 1: Spielwiese / Haupt-Oszillator

Wir starten mit einem einfachen Saw-Oszillator, der mit einer vorkonfigurierten AR-Hüllkurve über ein Mixer-Modul mit den Reaktor-Ausgängen verbunden ist. Damit hätten wir unseren Haupt-Oszillator. Im nächsten Schritt bauen wir den Sub-Oszillator dazu:

Abb. 1: Sub-Oszillator

Der Sub-Oszillator ist ebenfalls eine Sägezahnwelle, deren Pitch-Eingang aber um 12 Halbtöne (1 Oktave) reduziert ist, und deren Amplitude über die selbe Hüllkurve gesteuert wird, wie der Haupt-Oszillator. Beide Oszillatoren können über den Mixer getrennt geregelt werden. Fertig ist die Bühne für die folgenden Akte.

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Es wird schnell komplex

Wir wollen nun einen weiteren, einen Puls-Oszillator hinzunehmen, und stellen fest, dass sich der Aufwand deutlich erhöht:

Abb. 3: Zweiter Haupt- und Sub-Oszillator

Zunächst erfordert ein weitere Haupt-Oszillator auch einen weiteren Sub-Oszillator. Der Aufwand an Oszillatoren hat sich verdoppelt.
Interessanterweise wird sich der Aufwand für den Signalfluss und die Abmischung erst einmal verdreifachen: Wir brauchen einen Mixer für das Mischungsverhältnis der Haupt- und einen für das Mischungsverhältnis der Sub-Oszillatoren. Sinnvollerweise teilen sich die Saw- und die Puls-Oszillatoren den selben Regler, damit das Mischungsverhältnis gleich ist. Die Ausgänge der Haupt- und Sub-Mixer werden dann im dritten Mixer wie gehabt mit den Main- und Sub-Reglern verarbeitet.
Für jeden weiteren Haupt-Oszillator, ist auch ein weiterer Sub-Oszillator nötig. Die Anzahl der Mixer wird nun gleich bleiben, es müssen aber mehr Eingänge verarbeitet werden.

In einem gerade aktuellen FM-Projekt verwende ich ich 4 monophone Operatoren, die über jeweils 6 Wellenformen verfügen: Sinus, Dreieck, Puls, Sägezahn, Sample und Rauschen. Um den Aufwand für die Sub-Oszillatoren zu vermeiden, entschied ich mich zunächst, diese auf Puls- und Dreieck zu reduzieren und die Puls-Welle auf 50% runter zu regeln. Das Klang aber nur gut, wenn sich die Haupt-Oszillator  ähnlicher Klangstruktiren bediente. Das war nicht befriedigend. Bei der Suche nach einer ganz anderen Lösung stieß ich dann auf das Modul, mit dem auf einen Schlag alle Sub-Oszillatoren überflüssig wurden: Der Frequency Divider.

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It’s magic!

Der/die eine oder andere wird bei Frequency Divider schon ahnen, was jetzt passieren wird …

Abb. 4: Die Frequency Divider des Reaktors

Reaktor kennt derer zwei Stück. Für uns ist das linke Exemplar interessant. Es gehört zur Familie der „Modifier“ und wird im Handbuch kurz und knapp so beschrieben:

„The zero-crossing slopes of the input signal are counted and the output signal only changes when the counters reach the values set at the C+ and C- inputs.“

Will heißen: Die Nulldurchgänge des Eingangssignals werden gezählt. Erreicht der Zähler den an C+/C- festgelegten Grenzwert, ändert sich der Wert an Ausgang, In unserem Fall genügt es, die C-Werte auf „2“ zu setzen. Damit wird die Frequenz des Eingangssignals durch zwei geteilt und das Ergebnis ist exakt eine Oktave tiefer. Es empfihelt sich, am A-Eingang keine Konstante anzuklemmen, weil der Divider sonst ein eben so konstantes Ausgangssignal liefert, was einem störenden Dauertn entspricht! Der Einfachheit halber sollte hier ein Gate-Signal anliegen, damit der Divider nur dann einen Output liefert, wenn eine Taste gedrückt wurde.

Abb. 5: Der Frequency Divider in freier Wildbahn

Wir haben weiterhin einen Mixer, um das Verhältnis der Haup-Oszillatoren festzulegen. Von den Sub-Oszillatoren ist aber nichts mehr zu sehen. Und von ihren Mixern auch nichts mehr. Und das einfach deshalb, weil wir den fertigen Haupt-Oszillator-Mix durch den Frequenzteiler lassen und das Ergebnis mit einem Crossfade-Mixer den Haupt-Oszillatoren wieder zumischen. Wir erzeugen also das Sub-Signal direkt aus dem Main-Signal und sparen uns so 50% der Oszillatoren. Der Sub-Regler am Crossfade-Mixer braucht hier auch nicht den üblichen Wertebereich von 0 – 1. Ein Maximalwert von 0.2 ist schon ausreichend, weil das Sub-Signal genug Power hat.

Abb. 6: Ein Hauch von Luxus

Wenn wir schon dabei sind, spendieren wir den C-Eingängen des Dividers einen Selector, der zwischen den Konstanten 2 und 4 wechseln kann. Damit können wir den Sub-Oszillator zwischen -1 und -2 Oktaven umschalten.

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Ausbauen und aufräumen

Abb. 7: Noch mehr Oszillatoren

Weiteren Oszillatoren steht nun nichts mehr im Weg. Es erhöht sich nur die Zahl der Eingänge am Main-Mixer. Für den Sub-Sound ändert sich nichts, da er nur das vorhandene Main-Signal dividieren muss – ungeachtet der Anzahl der Oszillatoren.

Wir könnten das Ganze jetzt noch ein wenig aufräumen. Ihr wisst es sicher schon: Ein Macro für den „Sub-Oszillator“:

Abb. 8: Der Sub-Oszillator im Macro

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Downloads

g

Sub-Oszillator - ohne Oszillator

.ens-Datei, (Zip-File, 4KB)

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