Chorus (1)
Nach Delay und Reverb, folgt nun noch ein 3. klassischer Effekt: Der Chorus. Und auch dieser basiert auf der Manipulation der Zeit, vermittelst einem Delay-Modul.
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Um was wird es gehen?
Auch den Chorus-Effekt habe ich schon in diversen Tutorials und Downloads verwendet. Auch er basiert auf dem Delay-Element. In diesem Fall kommt wie Wirkung zustande, in dem das Eingangssignal aufgeteilt und die einzelnen Teile gegeneinander verstimmt werden. Jeder dieser Teile durchläuft dann ein Delay, dessen Delay-Zeit moduliert wird. Damit ist das Ganze doch etwas komplexer, als der reine Delay- oder Reverb-Effekt. Unser Chorus klingt aber mindestens genau so gut, wie das auf Core-Ebene basierende Modell, das der Reaktor in seiner Library mitführt. Und: selber machen und den Mechanismus verstehen, macht ja auch viel mehr Spaß!
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Spielwiese
Bevor wir beginnen, brauchen wir die altbekannte Spielwiese (also einen Oszillator) mit der nötigen Infrastruktur, um das unsere Effekt-Bastelei testen zu können:
Abb. 1: Spielwiese
Wir verwenden wieder einen SAW-Oszillator (wegen der Obertöne) und eine rudimentären Hüllkurve, den wir in ein Macro (TestOSC) verpacken. Dahinter befindet sich das Macro FatChorus, in dem wir unseren Chorus-Effekt bauen werden. Der Ausgang des Chorus-Macros mündet in einenStereoMixer und via Audio Voice Combiner in die Ausgänge das Reaktors – unsere Testumgebung soll polyphon sein.
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Modulation
Damit werden wir beginnen. Da das komplette Modulationskonstrukt am Ende etwas „komplex“ aussehen wird, beginnen wir ganz rudimentär mit einem Sinus-Oszillator. Der soll später den Dly-Eingang des Delay-Moduls in Bewegung versetzen.
Abb. 2: Modulation – Amplitute
Nun sollten wir zwei Dinge beachten:
- Der Dly-Eingang des Delay-Moduls erwartet eine Zeiangabe in ms (Millisekunden). Aus Gründen kann dieser Wert nicht < 0 sein, weil es physikalisch keinen Sinn ergibt, negative Verzögerungen zu erzeugen.
- Der Sinus-Oszillator liefert aber ein Signal, das periodisch über und unter der Null-Linie verläuft, also regelmässig im Minus-Bereich unterwegs ist.
Der Minus-Anteil des Sinus-Signals muss also irgendwie weg. Das kann man mehr oder weniger geschickt anstellen:
- In der ersten Zeile seht ihr das Original-Signal mit der positiven und negativen Halbwelle.
- In der zweiten Zeile werden alle negativen Werte mit einem Recitfy-Modul beseitigt. Aus Minus wird Plus. Diese Lösung hat aber auch „Nebenwirkungen“.
- Da die negativen Halbwellen gewissermaßen „nach oben geklappt“ werden, verdoppelt sich die Frequenz.
- Die gleichmäßige Kurve der Sinuswelle geht am unteren Ende auch verloren: Oben Sinus, unten Dreieck.
- Das kann man so machen, ist aber nicht wirklich elegant. Mir hat es jedenfalls nicht gefallen.
- Die Lösung in der dritten Zeile scheint mir die beste zu sein: Hier habe ich den Wert für die Amplitude einfach zum Ausgang des Oszialltors hinzuaddiert und damit das komplette Ergebnis über die 0-Linie verschoben. Damit können wir arbeiten.
Schauen wir uns als nächstes den fertigen „Generator“ für die Delay-Modulation an:
Abb. 3: Generator für Delay-Modulation
Hier haben wir den Speed-Regler (Wertebereich 0 – 1) um ein paar Zutaten erweitert:
Wir variieren den Wert mit Hilfe eines Random-Oszillators. Dessen Amplitute ist ein zufällig gewählter, sehr kleiner Wert. Da dieser Oszillator ein Audio-Signal ausgibt (graues Kabel), das Addition-Modul hinter dem Speed-Regler aber ein Steuersignal (gelbes Kabel) erwartet, bedarf es noch eines A/E-Moduls, um das Oszillator-Signal zu konvertieren. Den P-Input des Random-Oszillators füttern wir mit dem Ausgang des Additions-Moduls, damit auch hier ordentlich Abwechslung herrscht. Ist soweit alles beisammen, sorgt das Log-Modul dafür, dass aus dem generierten Freqzenzwert eine verwertbare Tonhöhe für den Sinus-Oszillator geschaffen wird. War doch garnicht so schwer 😉
Ein solcher Generator – ihr habt es sicher schon vermutet – wird aber nicht reichen, um genug Bewegung zu erzeugen. Wir erinnern uns: Das Einganssignal wird aufgeteilt und jeder einzelne Strang wird durch ein moduliertes Delay geleitet. Um die Rechenleistung nicht zu sehr in die Höhe zu treiben, werden wir uns auf drei Stränge beschränken. In der späteren Stereo-Erweiterung werden daraus sowieso 6 werden.
Abb. 4: Generator x 3
Und hier sind sie, die zwei weiteren Generatoren. Das Original habe ich etwas abgeblendet, um die Verdrahtung des Speed- und des Amplitute-Reglers verständlicher zu machen.
Aus didaktischen Gründen schauen wir uns erst den unteren Generator an: Während der Speed-Regler wie gewohnt angeschlossen wird, addieren wir bei der Amplitute einen kleinen (wieder zufällig gewählten) Wert hinzu, um Abwechslung zu schaffen.
Der obere Generator folgt der selben Vorgehensweise (Speed-Regler direkt, Amplitute mit Offest), verwendet aber anstatt des Additions- ein Subtraktions-Modul. Und zwar sowohl beim Speed-, als auch beim Amplituten-Regler. Also: noch mehr Abwechslung.
Dass die Amplituten der beiden zusätzlichen Random-Oszillatoren ebenfalls zufällige, unterschiedliche Werte erhalten, erklärt sich von selbst.
Aber da geht noch mehr:
Abb. 5: Alles ist verbunden
Frei nach der Feststellung, dass alles miteinander verbunden sei, mischen wir die drei Generatoren nun wie folgt:
- Generator 1 und 2 werden mit dem Additionsmodul hinter Generator 2 addiert.
- Generator 2 und 3 werden mit dem Additionsmodul hinter Generator 3 addiert.
- Generator 3 und 1 werden mit dem Additionsmodul hinter Generator 1 addiert.
Der Kreis schließt sich… Ach ja, und dann ist da noch die 8, die bei jedem Addierer hinzugefügt wird. Die dient lediglich dazu, dass sich die drei Ausgangswerte unterhalb der 15 bewegen. Das ist ein guter Wert für Schwebungen mit Delay-Modulen. Wird der Wert größer, laufen wir Gefahr, einen Delay-Effekt zu erzielen.
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Delay
Nun wird es Zeit, die Delay-Module und das Eingangssignal mit einzubeziehen – und dann haben wir es auch schon fast geschafft.
Abb. 6: Delay und Signal
Jetzt ergibt alles einen Sinn! Die drei Generatoren-Ausgänge steuern drei Delays an (Dly-Eingang), das Eingangssignal wird auf die drei In der Delays aufgeteilt und schon haben wir drei Signal-Stränge mit unterschiedlicher, modulierter Verzögerung. Die addieren wir schlussendlich zusammen und multiplizieren sie (da sie ziemlich viel Leistung mitbringen) mit 0.2.
Die beiden Module rechts oben kennt ihr aus anderen Tutorials, wie z.B. dem zuvor veröffentlichen Reverb: Das Crossfade-Modul bestimmt das Mischungsverhältnis zwischen dem Original- und dem Effekt-Signal, der Selector lässt entweder das Original-Signal (Bypass), oder den fertig gemischten Effekt nach draussen.
Aber: da war doch noch was! Müssen wir die drei Signalwege nicht noch gegeneinander verstimmen? In der Tat müssen wir das noch. Wie das passiert und wie wir den Effekt stereotauglich bekommen, werden wir im zweiten Teil des Tutorials sehen.
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