Modulare Synthesizer

von | Nov 23, 2022 | Instrument, Snacks, Synth & More

Die Ursprüngliche Form, in der Synthesizer ab den 70ern in freier Wildbahn angetroffen werden konnten, ist bei den meisten aus dem Blickfeld gerutscht, obwohl diese Bauform seit ungefähr 2010 wieder groß in Mode gekommen ist.

Die Urform

In der Einführung zum Thema Reaktor erwähne ich, dass es Synthesizer in verschiedenen Formen, Farben und Aggregatzuständen (Hardware/Software), mit/ohne Tatstatur oder ganz anderen Benutzerschnittstellen gibt. Fällt der Begriff (z. B. beim Unterrichten), haben die meisten die Vorstellung einer Art Keyboard vor Augen. Eventuell auch einen Expander, also ein Synthesizer, an den man eine Tastatur anschließen kann.
Die Ursprüngliche Form, in der Synthesizer ab den 70ern in freier Wildbahn angetroffen werden konnten, ist bei den meisten aus dem Blickfeld gerutscht, obwohl diese Bauform seit ungefähr 2010 wieder groß in Mode gekommen ist. Die Rede ist von Modularen Synthesizern.

Ein handelsüblicher nicht-modularer Synthesizer hat den Vorteil, dass man eine spielbare Komplettlösung bekommt, die weitestgehend bezahlbar ist. Das ist aber auch schon der Nachteil eines solchen „normalen“ Synthesizers.
Modulare Synthesizer bestehen – wie der Name schon suggeriert – aus mehreren Modulen, die zu einem Instrument zusammengefügt werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man ist nicht auf eine bestimmte Klangerzeugung/-Verarbeitung beschränkt, sondern kann kombinieren, was immer Phantasie und Geldbeutel hergeben. Letzteres ist auch schon einer der Nachteile eines Modularsystems: Die Einstiegshürde ist relativ hoch.

Foto: Ryunosuke Kikuno, unsplash

Das Prinzip

Um einem modularen Synthesizer Töne zu entlocken, bedarf es einer Mindestausstattung: Da wäre zuerst ein Gehäuse, in dem man die Module unterbringen kann.
Was die Modulgröße angeht, hat sich ein Format durchgesetzte, das in einem 19″-Studio-Rack 3 Höheneinheiten (3HE = 5,25 Zoll oder 13,3cm) entspricht. Die Breiten hängen von den Bedürfnissen des Moduls ab und werden in Teileinheiten (TE) angegeben. Dieses Format wurde Mitte der 90er von Dieter Döpfer in Leben gerufen und ist heute ein Quasi-Standard. Döpfer war mit seinen Entwicklungen im Synthesizerbau nicht zuletzt für die Wiederbelegung der modularen Synthesizer verantwortlich.
Parallel zum Eurorack-Format existiert noch das an die alten Modularsysteme von Moog angelegnte MOTM-Format mit 5HE. Es gilt aber als exotisch, weshalb Module seltener zu finden sind.

Was braucht man nun, um einen Modularen benutzten zu können:

  • Nun, wie bereits erwähnt ein Gehäuse mit der notwendigen Infrastruktur (Befestigungsmöglichkeiten, Stromversorgung, evtl. Lüftung) und der benötigten Anzahl an TEs.
  • Dann einen Oszillator, der eine – wie auch immer zustande kommende – elektrische Schwingung erzeugt, die als Basis für den Klang herhält. Das kann ein klassischer Generator für Sinus-, Rechteck- oder Sägezahnwellen, ein Wavetable-Generator oder ein Sampleplayer sein.
  • Des Weiteren bedarf es eines Verstärkers, um die Lautstärke des Oszillators zu regeln.
  • Schließlich benötigt man Modulatoren! Zu allererst einen Hüllkurvengenerator, der einen kontrollierten Lautstärkenverlauf erzeugt und damit den Verstärker steuert.
  • Optional einen LFO (Low Frequency Oszillator), um verschiedene Aspekte des Klanggestaltung in Bewegung zu versetzen. Wer den Reaktor Basic-Synthesizer mitverfolgt hat, weiß jetzt Bescheid.
  • … und einen Filter, um die Frequenzen des vom Oszillator erzeugten Klanges zu bearbeiten.
  • Optional wäre noch ein Sequenzer interessant, um Tonfolgen automatisch ablaufen zu lassen.

Ihr seht: Da kommt etwas zusammen. Vier bis fünf Module werden auf jeden Fall gebraucht. In der Regel ist das Ergebnis (je nach Oszillator) dann auch erst mal nur monophon spielbar.
Und es braucht einige Patch-Kabel, um die Module miteinander zu verbinden. Üblich sind Kabel mit einer 3,5mm-Kllinke. Die alten MOTM-Module verwenden 6,5mm-Klinken.

Hier findet ihr ein Onlineverzeichnis aller existierenden Module. Bitte beachten: Die Suchergebnisse werden nicht seitenweise dargestellt. Sobald ihr am unteren Seitenende angekommen seid, werden weitere Module nachgeladen. das kann bei über 13700 Einträgen etwas dauern…

 

Foto: Adi Goldstein, unsplash

Virtuell

Wer in die Materie einsteigen will, aber gerade keine größere vierstellige Summe zur Hand hat, kann das auch auf Software-Ebene tun!

  • Der auf dieser Website ausführlich behandelte Reaktor verfügt z. B. über eine Ebene die sich „Blocks“ nennt und im Prinzip einen modularen Synthesizer zur Verfügung stellt. Die Blocks nehmen aber relativ viel Platz auf dem Bildschirm ein, sind durchgehend monophon und die Auswahl ist auf das Biotop rund um Native Instruments beschränkt.
  • Ähnlich verhält es sich mit dem „Modular“ des schwedischen Herstellers Softube: Die Module verfügen über eine fotorealistische Darstellung und emulieren größtenteils reale Hardware-Module. Das Basispaket ist relativ günstig, Zusatzmodule aber vergleichsweise teuer. Die Auswahl ist klein aber fein.
  • Ebenfalls erwähnenswert ist VCV-Rack, dessen Basis (wie bei dem nachfolgen beschriebenen Voltage) kostenlos ist. Die Mehrzahl der aktuell 2836 (Stand Ende März 2023) erhältlichen Module ist kostenlos. Da es mitterweile aber zwei Versionen des Racks gibt, laufen nicht alle Module in allen Rackversionen. Ebenfalls wichtig zu wissen: Ist eine VST-Integration gewünscht, wird VCV kostenpflichtig.

Eine echte Alternativ ist „Voltage“ von Cherry Audio, bekannt für viele grandiose Software-Emulationen historischer Synthesizer. Genau genommen war Voltage um 2004 ein Projekt einiger Veteranen der Musikindustrie. Cherry Audio selbst firmiert erst seit 2018 unter diesem Namen.
Die Vorteile von Voltage liegen im Preis-Leistungsverhältnis und vielen pfiffigen Detaillösungen. So z. B. die Möglichkeit, sehr viele Kabel in eine Buchse zu stecken, einer unkomlizierten Polyphonie und der Einbindung von VST. Bislang (Stand Ende März 2023) gibt es 1754 Module von kostenlos, über Sonderangebote, bis hin zu kompletten Bundles. Und wer es darauf anlegt, kann selbst zum Entwickler werden.
Die Basis (also das Rack mit allen nötigen Anschlüssen) kann incl. 22 grundlegender Module kostenlos heruntergeladen werden. 
Weil Voltage so reizvoll ist, mit kleinem Geldbeutel die Welt der Modularen zu erforschen und verstehen, werde ich (parallel zum Reaktor) auch ein paar Voltage-Tutorials erarbeiten. Man darf gespannt sein.

Kontakt

Bernd Scheurer
Mainstraße 2
64390 Erzhausen
Fon: 06150 865902
Mobil: 0151 50411034
unterricht@bernd-scheurer.de

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